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Warum Wasserstoff für PKW keine Lösung ist


Ein Wasserstoffauto ist auch nur ein Elektroauto mit Akku, welches aber 3-4x so viel Energie benötigt und 3x so teuer ist in Anschaffung und Unterhalt. Wer will so etwas? Wir haben zudem keinen sauberen Überschussstrom, um Wasserstoff für PKW herzustellen. Vermutlich auch in 50 Jahren nicht. 96% des weltweit heute hergestellten Wasserstoffs wird aus durch Dampfreformation aus Erdgas hergestellt, also NULL Klimaneutral.


Ein eAuto (Golfklasse) verbraucht ca. 15 kWh auf 100 km.

Ladekosten an kostenlosen Ladesäulen -- für 100 km = 0,00 €
Ladekostenmit Solaranlage/Hausdach ---- für 100 km = 2,00 € (ca.)
Ladekosten Haushaltsstrom --------------- für 100 km = 4,50 €
Ladekosten öffentl. Ladesäulefür -------- für 100 km = 6,50 €
Tankkosten Golf Diesel ---------------------- für 100 km = 8,25 €
Tankkosten Autogas -------------------------- für 100 km = 7,78 €
Tankkosten Benziner ------------------------- für 100 km = 10-12,00 €
Tankkosten Toyota Mirai Wasserstoff ---- für 100 km = 13-15,00 €


Wasserstoff kostet pro kg 12,85 € bundesweit einheitlich und wird subventioniert. Normalerweise ist Wasserstoff teurer.

Warum sind die Leute so bescheuert und wollen unbedingt 13-15 Euro ausgeben um 100 km weit zu kommen, wenn man mit dem reinen E-Auto auch nur 0-4 Euro zahlen kann? Kann mir das irgendjemand erklären????? Bitte!!!!!

Pro und Contra:


- Ein H2 PKW ist auch nur ein Elektroauto mit Lithium-Akku. Ohne Akku würde es nicht funktionieren. Kleinere Akkus (6,5 Ah beim Toyota Mirai) verschleißen schneller, da ein kleiner Akku pro Zelle viel höhere Ströme aufnehmen und abgeben muss beim rekuperieren/beschleunigen.
- Wirkungsgrad 22%. Das reine Elektroauto kommt auf 80%.
- Wasserstoff direkt verbrennen? Die Probleme bei der Wasserstoffverbrennertechnik konnten bis heute nicht gelöst werden. Zudem ist diese Technik sogar noch ineffizienter.
- Man braucht pro gefahrenem km 3-4x so viel Energie wie das reine Elektroauto.
- Reichweite ist genauso wie die eines reichweitenstarken E-Autos, Gewicht genauso.
- Wasserstoff wird heute zu 95% aus Erdgas hergestellt. Deswegen wollen die Ölmultis auch Wasserstoff. Man kann die Leute weiter in abhängigkeit halten. Strom aus Erneuerbaren haben wir nicht übrig. Wenn alle PKW elektrisch fahren würden, bräuchten wir 20% mehr Strom in Deutschland, wenn alle PKW Brennstoffzellen-Elektroautos wären 60-80% mehr.
- Anschaffung (70.000 Euro) und Unterhalt (12 Euro/100 km) ist 3x so viel wie beim reinen E-Auto (und das sogar subventioniert, normalerweise ist es noch teuerer)
- Wasserstoffautos haben zwei Drucktanks mit 700 Bar Druck. Carbon-Behälter mit so einem hohen Druck stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar und können sehr schlecht recycelt werden. Diese nehmen zudem sehr viel Platz im Kofferraum weg.
- Druckgastanks erfordern teuere, jährliche Wartung. H2 ist sehr aggressiv und korrodiert Metalle. Wasserstoff diffundiert durch alles hindurch. Nach einer gewissen Standzeit ist der Tank leer.
- Lebensdauer der H2 Stacks ungewiss. Komplizierte Technik, teuere Inspektionen. Merke - und das gilt für alles: Je komplizierter ein System ist, desto störungsanfälliger.

- Die benötigten  Carbontanks verursachen bei der Herstellung genauso viel Co2 wie ein Elektroautoakku. Somit hat ein Wasserstoffauto ebenfalls einen "Co2 Rucksack".
- Um ein Kilogramm Wasserstoff herzustellen, benötigt man 9 Liter Wasser. Dann lasst uns doch mal jährlich 56,3 Mio. Tonnen Kraftstoff durch Wasserstoff ersetzen.
- Pro Brennstoffzelle 40-70 Gramm Platin nötig. Für alle PKW weltweit würden die Platinvorkommen nicht ausreichen. Neueste Entwicklung: Brennstoffzellen mit Platin und Kobalt. Na, klingelt´s?
- Menschenrechtsverletzungen beim Platinabbau in Südafrika an der Tagesordnung.
- 100 Tankstellen in Deutschland, im Ausland so gut wie keine. Tanken vom eigenen Dach, beim Einkaufen, Arbeitgeber etc. nicht möglich. 1/5 der Tankstellen defekt oder leer.
- Wasserstofftankstellen dürfen nicht in Wohngebieten aufgestellt werden (Explosionsgefahr) und der Kompressor macht einen Höllenlärm. Ein Tankvorgang alleine benötigt 15 kwh an Strom. Damit fährt ein Elektroauto schon 100 km weit.
- Wasserstoffautos müssen IMMER an diesen Tankstellen betankt werden, die massiv Strom benötigen zur Kühlung/Druckaufbau. Dies würde das Stromnetz massiv belasten. Elektroautos laden max. 5% ihrer Zeit an Schnellladern.
- Eine Wasserstofftankstelle kostet 1-1,5 Millionen Euro und muss aufwändig gewartet werden. Ein HPC Schnelllader kostet 100.000 Euro, eine normale Schnellladesäule 20.000 Euro.
- Beim Tanken frieren gerne mal die Zapfstutzen an, deswegen wird neuerdings geheizt, was wiederum Strom verschwendet.

- Wenn der Tank des H2-Autos zu mehr als 50% gefüllt ist, ist es nicht möglich den Wagen zu tanken.

- Beim Tanken tankt nur der Erste in 5 Minuten, alle anderen brauchen 30 Minuten, weil der Kompressor erst Druck aufbauen muss. Circa 40 Autos kann man in 24 Stunden betanken. Nach 40-120 Autos, je nach Tankstellengröße, muss der Wasserstofflaster wieder anrollen und die Tankstelle auffüllen.
- Ständig müssen Laster zu den Tankstellen rollen. Für das anliefern von Wasserstoff an den benötigten Tankstellen würde man 10x so viele Tanklaster benötigen als derzeit für Benzin/Diesel.
- Wenn der gesamte Planet jetzt Wasserstoff herstellt, wird sehr viel Wasser ins Weltall verschwinden (Siehe Spiegel Artikel: Die Erde hat ein Leck).

Noch einige Worte zu Synfuels. Auch diese sind keine Lösung. Diese Benötigen 7-10 x so viel Strom wie ein Elektroauto, sind immer noch nicht sauber und haben immer noch einen Katalysator, der sich mit der Zeit und Hitze auflöst und die Umwelt mit seinen Metallen verpestet! (HIER)

Man sollte sich vergegenwärtigen: Der Transportsektor in Deutschland hat 2018 751 Thw an Primärenergie benötigt, würden wir alle Fahrzeuge dzrcg Wasserstofffahrzeuge ersetzen, bräuchten wir ca. 1000 Twh Energie. Würden wir auf die Elektromobilität setzen, bräuchten wir nur 130-150 Twh. Das wären ca. 20% mehr Strom als wir heute haben. Vor 20 Jahren hatten wir allerdings auch 20% weniger Strom als heute zur Verfügung.


Positiv:
- Wenn wir evtl. in 100 Jahren viel zu viel Überschussstrom haben, könnten wir es nochmal mit dem Wasserstoff versuchen. Aber bis dahin haben wir sowieso den Wunderakku, der in 5 Minuten voll geladen wird und mit dem man 3000 km weit fährt und der zu 100% recycelt wird. Heute ist das Akku Recycling übrigens schon bei 97% (VW Salzgitter/Duesenfeld).
- Die Autos sind so teuer, dass nur wenige Autos auf den Straßen zu sehen sein werden. Eine echte Verkehrswende ;-)
- Wasserstoff für stationäre Aufgaben, Flugzeuge, Schiffe, für die chemische Industrie und die Stahlindustrie, für Power to Gas etc. ist sehr sinnvoll, sicher aber nicht für ineffiziente PKW. Bei LKW gilt es, so viel wie nur geht auf die Schiene zu bekommen. LKW für die letzte Meile können auch elektrisch fahren, die neuesten Entwicklungen schaffen sogar 1000 km Reichweite vor dem ersten Laden. 


Links:


https://fisbeck.wordpress.com/2020/07/20/was-gegen-mit-wasserstoff-betriebenen-fahrzeuge-spricht/
https://m.focus.de/auto/elektroauto/news/efahrer-chef-erklaert-warten-auf-das-wasserstoff-auto-darum-hat-die-technik-keine-chance-gegen-akkus_id_11365397.html

https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/alternative-energien-man-muss-wasserstoff-dort-einsetzen-wo-er-auch-sinn-ergibt/25192302.html

https://emobly.com/de/sonstiges/das-maerchen-vom-sauberen-wasserstoff-auto/

https://www.springerprofessional.de/betriebsstoffe/verfahrenstechnik/woher-kommt-der-wasserstoff-/17201618

https://futurezone.at/science/wasserstoff-sauber-treibhausgase-umwelt-antrieb/401471800

https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/wasserstoff-statt-elektrifizierung-chancen-und-risiken-fuer-klimaziele

https://www.heise.de/news/Wasserstoff-Potsdam-Institut-fuer-Klimafolgenforschung-warnt-vor-Ineffizienz-6040098.html

https://www.spiegel.de/auto/elektroautos-bauen-klimavorteil-aus-wasserstoff-hat-ein-problem-a-977e9115-833c-457b-9fee-78fdfb812996

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-Bis-Altmaiers-Wasserstoffblase-platzt-4663905.html

https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/alternative-energien-man-muss-wasserstoff-dort-einsetzen-wo-er-auch-sinn-ergibt/25192302.html


Wartungskosten


Interessant wird es, wenn man die Wartungskosten vergleicht zwischen einem BEV (Elektroauto) und einem FCEV (Brennstoffzellenautos bzw. Wasserstoffautos)


Hyundai  IW35 FCEV:


Preis von 78000 Euro
Servicekosten: 5,034,27 Euro nach 91,261 km und 5 Jahren.
Tankkosten auf 12,744,90 Euro (1418 kg H2 = 46794 kWh)
Ein BEV (reines Elektroauto) könnte damit 233970 km fahren.


zum Vergleich


Tesla Model 3


Servicekosten nach 108000 km: 140 Euro (ausser Reifen)
Stromkosten: 2700 Euro (mix aus Netzstrom, PV, Free Supercharging, öffentliche Ladestationen)
Mit Haushaltsstrom 5767 Euro (17,8kwh auf 100km, 0,30€/kwh), ohne Ladeverluste gerechnet
Quelle: https://www.oeamtc.at/thema/tests/test-hyundai-ix35-fcev-40132118?

Sinnvolle Anwendungen für Wasserstoff


Wasserstoff wird in Zukunft eine wichtige Rolle für die Energiewenden spielen. Wo es sinnvoll ist Wasserstoff einzusetzen und wo nicht, kann man der Tabelle entnehmen. Sicher ist nur: In PKW, LKW und Bus hat Wasserstoff nichts verloren.

Lobbyismus

 

Wer wissen möchte, wer auf Wasserstoff im PKW setzt, sollte sich einmal anschauen, wer in Andreas Scheuers (CSU) "Nationaler Plattform Zukunft der Mobilität" dafür eintritt. Es ist die Öl- und Gaslobby. Das ist auch verständlich. Denn H2 wird noch sehr lange ausschließlich aus Erdgas hergestellt werden. Da passt es ganz gut dazu, dass M. Söder (CSU) und H. Aiwanger (FW) alleine in Bayern 100 Wasserstofftankstellen bauen möchten. Interessanter Artikel dazu: „Blauer“ Wasserstoff: Wie eine mächtige Lobby um ihr Gas kämpft HIER.

Methanol-Brennstoffzellen - Das Gumpert-Methanol-Wunderauto


Warum Methanol-Brennstoffzellen für PKW nicht die Lösung sind, kann man HIER und HIER und HIER nachlesen.

Die Wasserstoff-Wunderpaste


Materialforscher haben aus pulverförmigem Magnesium eine Paste entwickelt, die bei der Berührung mit Wasser gasförmigen Wasserstoff freisetzt. Eine Brennstoffzelle könnte daraus Strom produzieren. Klingt toll, ist es aber nicht, bzw. höchstens für Nischenanwendungen sinnvoll, denn zur Herstellung wird sehr viel Energie benötigt. Und teuer ist es auch. HIER

Problematisch ist vor allem das Magnesium. Dieses Erdalkalimetall ist zwar nicht selten (es ist eines der zehnhäufigsten Elemente der Erdkruste), es kommt jedoch nicht in reiner Form vor, weswegen es erst gewonnen und verarbeitet werden muss. Die Förderung findet zu 88% in China statt. HIER Dabei muss bei das Metall mit Hilfe eines Reduktionsmittels bei 1100 Grad  aus dem Gestein (beispielsweise Dolomit) extrahiert werden HIER. Diese Methode benötigt sehr viele Rohstoffe und verursacht Co2 Emmissionen, für 1 kg Magnesium 31 Kg Co2. Dazu wird auch noch lokal die  Luft- und Umwelt verschmutzt. Und auch der verwendete Wasserstoff sollte "grün" sein und nicht wie heute zu 99% aus Erdgas hergestellt werden. Die Paste selbst wird in einem energieaufwändigen Verfahren bei 350 Grad Celsius "gebacken". Auch hier fallen natürlich Co2 Emmissionen an und der Preis ist entsprechend hoch.

LOHC


Warum LOHC keine Lösung für PKW ist?

Ammoniak


Kurzform: Es ist nochmal Energieaufwändiger, da mehr zusätzliche Produktionsschritte benötigt werden. Dazu ist es nochmal teuerer.Es wäre höchstens für Schiffe interessant und um Wasserstoff leichter per Schiff zu transportieren.


Wasserstoff-Farben


Wie sauber Wasserstoff am Ende ist, entscheidet die Energiequelle, die genutzt wird um es herzustellen. Es gibt verschiedene "Farben", welche die Art der Herstellung kennzeichnen. Fakt ist: Nur "grüner" Wasserstoff ist wirklich umweltfreundlich. 99% des heute hergestellten Wasserstoffs ist aber Grau bzw. Schwarz. 


Demnächst:

 

- Wasserstoffkolonialismus/Wasserstofftransport